Das Passiv

Das Aktiv und das Passiv beschreiben zwei verschiedene Blickwinkel einer einzigen Handlung. Während bei der aktiven Form das Subjekt als aktives Glied (Agens) im Vordergrund steht, tritt es in der Passivform in den Hintergrund, um den Objekten die erste Position im Satz zu überlassen. Dadurch wird im Passivsatz die Handlung in den Vordergrund gesetzt. Sehr oft ist der Urheber der Aktivität nicht bekannt oder nicht wichtig.

Häufig wird das Subjekt des Aktivsatzes im Passivsatz ausgelassen.


Zwei Passivformen

Im Deutschen gibt es zwei Passivformen, das Vorgangspassiv (VP) und das Zustandspassiv (ZP). Das VP wird mit Hilfe der kujugierten Form des Hilfsverbs werden + dem Partizip II des Vollverbs  gebildet.


Das Pronomen es

Das neutrale Pronomen es  steht in einem Passivsatz an erster Stelle, wenn diese Position von keinem anderen Element besetzt wird. Das ist oft der Fall, wenn im Aktivsatz das Subjekt ein unpersönliches man  ist oder wenn das Subjekt des Passivsatzes hinter dem konjugierten Verb gesetzt wird.

Will man dieses unpersönliche es  eliminieren, so kann das subjekt des Passivsatzes oder ein anderes Element an die erste Stelle treten. Daraus lässt sich erkennen, dass das Pronomen nur ein Platzhalter ist und ansonsten keine Funktion im Satz hat.

In Nebensätzen ist diese Platzhalterfunktion nicht gegeben, da hier die Konjunktion diese Position besetzt.


Modalverben

Die Modalverben können bei der Passivkonstruktion ebenfalls benutzt werden, ohne dass ihre ursprüngliche Bedeutung durch die Satzstellung beeinflusst wird. Das dem Vorgangspassiv spezifische Hilfsverb werden  steht dann am Ende des Hauptsatzes in seiner Infinitivform.


Zustandspassiv

Das Zustandspassiv (ZP) ist die Reduktion des VP um das Hilfsverb werden . Aus dem Perfekt des VP wird somit das Präsens des ZP und aus dem Plusquamperfekt des VP entsteht das Präteritum des ZP.

Im Gegensatz zum VP lässt das ZP das Subjekt des Aktivsatzes nicht zu!!

Im Gegensatz dazu kann man beim ZP ein Temporalangabe hinzufügen, die das VP generell nicht akzeptiert.


Alternativen zum Zustandspassiv

Gibt es keinen VP, so ist das ZP auch nicht möglich. Die folgenden Sätze gehören nicht zum ZP, obwohl sie von der Struktur sehr ähnlich sind (Alternativformen).


Verben mit denen man das Passiv bilden kann

Das VP kann mit Verben gebildet werden, die eine Aktivität im weiteren Sinne beschreiben (schreiben, lesen, backen, sehen). Bei der Bildung des ZP muss es sich um ein transformatives Verb handeln, d. h., ein Verb, das ein Veränderung des Objekts im Aktivsatz ausdrückt, wie z. B.: schneiden, schreiben, öffnen, schließen, bauen, etc.

Mit intransitiven und reflexiven Verben kann kein Passiv gebildet werden.


Präpositionen

Das Agens aus dem Aktivsatz wir überwiegend mit der Präposition von  angeschlossen. Manchmal wird als Alternative auch durch  benutzt. Man muss allerdings bedenken, dass diese Präpositionen gelegentlich unterschieden werden.

Während die Präposition durch  auf ein Mittel hinweißt (in diesem Fall der Schüler oder der Brief), muss der Präposition von  ein Agens folgen, d. h. ein Element, das aktiv an der Handlung beteiligt ist. Deshalb muss man in diesem Falle den Brief ausschließen.


Konkurrenzformen des Passivs

Formen, die eine passivische Bedeutung haben, ohne dem VP oder dem ZP zuzugehören, sind:

bekommen + Partizip II (bekommen-Passiv) sich lassen + Infinitiv sein + zu + Infinitiv sein + Adjektive auf -bar/-lich